
Das Rudel Rollt 2026
ANTIFUCHS
Scheiß Leben, gute Songs – damit ist ziemlich gut zusammengefasst, wie sich Antifuchs 2024 durch das Jahr navigiert hat. „Ich hasse Menschen …, die Menschen hassen!“, tönt es aus den Lautsprechern. Alle, die zuhören, atmen kollektiv durch und nicken zustimmend: Die Verrückte mit der Maske bringt es mal wieder auf den Punkt.
Mit einer Attitüde, die in der goldenen Mitte zwischen Kool Savas, Limp Bizkit und Girl Gang im Skate-Park liegt, gilt Antifuchs spätestens seit ihrem Album „FEMINEM“ als King of Rap. Wer die Slim Lady kennenlernt, realisiert, dass der in Kasachstan geborene Fuchs zu der Crème de la Crème der Deutschrap-MCs gehört; sowohl auf Platte, aber vor allem auf der Bühne.
Aber wieso diese schwarze Fuchs-Maske? Der Grund ist simpel: „Anti-Personenkult“. Antifuchs möchte sich unvoreingenommenen Hörerinnen und Hörern präsentieren und den Fokus auf ihre Kunst lenken. Kein Anbiedern über ein Klischee, ein Geschlecht oder ein Wertesystem wie Klicks und Charts.
2018 wurde Antifuchs‘ Debütalbum „STOLA“ veröffentlicht. Einer breiten Präsenz innerhalb der Hip-Hop Medien folgten zahlreiche Interviews in Mainstream-Formaten wie unter anderem bei 3Sat Kulturzeit, in der THCene oder ein vierseitiges Künstler-Portrait in der Spiegel-Jubiläumsausgabe „100 Jahre Frauenwahlrecht“. 2019 folgte ihr zweites Album „Love, Weed & Mittelfinder“ und 2021 erschien ihre Jubiläums-EP „Zurück im Fuxxxbau“.
Es folgte ein Engagement am Münchener Volkstheater. Antifuchs schrieb und performte den Soundtrack zur dystopisch-gesellschaftskritischen Trap-Oper mit dem Titel „cloud*s*cape“ (lief von November 2021 bis Februar 2023). Das Solo-Album „FEMINEM“ folgte als bisher aktuellstes Highlight aus der Feder von Antifuchs. Mit „Scheiß Leben, gute Songs“ legt Antifuchs nochmal eine Schippe drauf. Produziert, aufgenommen, gemischt und gemastert wurde das neuste Werk von Antifuchs‘ kollegialem Studiopartner Tacka77 im etablierten Riverside-Studio in Berlin – Kennerinnen und Kenner werden aus diesem Satz den Recording Ritterschlag herauslesen und anerkennend nicken.
Antifuchs tanzt und raucht nicht nur auf ihren eigenen, sondern auch auf unterschiedlichsten anderen Hochzeiten. Das irritiert ihre Fans jedoch nicht, sondern fügt sich nach und nach zu einem mitreißenden Gesamtbild zusammen: Tourneen mit Metalcore-Bands wie Callejon, Bluthund oder Grell. Als Deutschrap-Act einen Komplett-Abriss auf dem Fusion Festival. Ein Corporate Event mit Billy Boy Kondomen oder Headliner auf der Mary Jane. Club-Banger mit Untergrund-Rap-Legende Frauenarzt oder Techno-Abriss mit Die Gebrüder Brett. Talkrunden über Deutschrap und Feminismus. Botschafterin für EXIT, das Aussteigerprogramm aus der rechten Szene. Dafür gründet sie mal eben die Initiativen „Kein Sex mit Nazis“ und „Kein Sport mit Nazis“, sammelt dadurch Geld und spendet es. All das ist nur die Spitze des Eisbergs. Antifuchs besticht durch eine Vielseitig- und Rastlosigkeit, die ihresgleichen sucht.
Photocredit: Janina Wagner