Samstag
02.08.
2025

Fährmannsfest u. a. mit Slime, Adam Angst

Fährmannsinsel | Hannover

Wer bereits zu Lebzeiten so etwas wie Legendenstatus innehat, der wird meist schnell beim Mittagsschläfchen auf den eigenen Lorbeeren erwischt oder bei großen Kneipentresen-Gesten zu den immer gleichen Storys von damals. Niemand hätte es der reunierten Deutschpunk-Institution Slime wohl wirklich übel genommen, wenn die Hamburger nach der Trennung von Sänger Dirk „Diggen“ Jora 2020 die Flinte ein zweites und allerletztes Mal ins Korn geworfen hätten. Als eigene Cover-Band, die mit einer halbgaren B-Mannschaft altersmilde durch die Lande tingelt, sollte niemand enden müssen, der mit Meilensteinen wie „Schweineherbst“ oder „Alle Gegen Alle“ eine komplette Szene für die Ewigkeit maßgeblich beeinflusst hat. Slime sind aber immer nur dann rückwärtsgewandt, wenn es um das Berufen auf die eigenen Stärken und das Besinnen auf die subkulturellen Ideale und das Mission Statement der Band geht. Die Energie, Wut und Attitüde sind auch vier Dekaden später ungebrochen. So war es kaum verwunderlich, dass die übrigen Vier nicht einfach satt auf dem eigenen Tribute-Thron oder mit roten Augen auf einem Scherbenhaufen sitzen blieben, sondern im Jahr 2022 kurzerhand das Kapitel „Slime Zwei“ mit dem neuen Sänger Tex Brasket und mit dem neuen Album „Slime Zwei“ in ihrer Band-Biografie aufschlugen. So frisch, angriffslustig, zielgerichtet und gleichzeitig fest auf beiden Beinen stehend haben Slime seit langer Zeit nicht mehr geklungen.

 

Adam Angst beweisen, dass Sozialkritik oder eine antifaschistische Haltung nicht gleichbedeutend sein muss mit plumpen Parolen. Es geht anders, und es geht besser: mit einer unmissverständlichen und präzisen Wortwahl, die nur so vor kleinen Details wimmelt. Seit ihrer Gründung 2014 stehen Adam Angst für kraftvollen Punkrock mit Tiefgang. Für ihr drittes Album „Twist“ haben sie wieder Songs geschrieben, die so gnadenlos perfekt ins gesellschaftliche, deutsche Jetzt passen, dass es wirklich wehtut. Adam Angst haben sich schon immer von der herkömmlichen deutschen Punkrock-Band unterschieden. Kein konstantes, peinliches Social Media Flak, nicht immer diese gemütliche „Wir sind hier die Guten und alle anderen haben‘s halt nicht kapiert“-Haltung in den Texten, nicht jeder zweite Song auf eine kultige Publikumsinteraktion ausgelegt. Adam Angst möchten es niemandem auf „Twist“ einfach machen, und genau da liegt ihre Stärke, denn das Album ist zeitgleich höchst unterhaltsam und doch immer mehr als „nur“ Unterhaltung.

 

Photocredit: Malte Stabenau

Links

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