GRILLMASTER FLASH & THE JUNGS – verlegt ins Capitol zum Kombi-Konzert mit Liedfett und Kapelle Petra
Grillmaster Flash heißt bürgerlich Christian Wesemann, kommt aus Bremen-Nord und seine Jeanskutte riecht so wie seine Musik klingt. Er war sich in den letzten Jahren nie zu schade, kilometerweite Strecken zu fahren, nur um nachher in einem porösen Jugendhaus vor 15 Altpunks zu spielen. Er ist das personifizierte Anstoßen mit dem Stadionbecher, die eiernde 80er Rockplatte auf dem Vintage-Plattenspieler im Wohnzimmer vom Kleinstadthaus und er ist der sehnsüchtig-klingende, stehende Akkord, den man liebt und von dem man nicht genug bekommen kann. Wo andere versuchen, einen Tribut und eine Huldigung an ihre Lieblingsmusik zu kreieren und dann am Ende leider nur eine halblebige Persiflage aus den Amps röchelt, genau da tankt sich Grilli bereits seit Jahren auf einem frisierten Mofa an allen durch Cleverness und Liebe vorbei und zeigt, dass Emotionen und Überzeugung vor Skills stehen. Es geht ihm dabei offenkundig nicht nur um seine Beziehung zur Musik selbst, sondern zum ganzen Rahmenprogramm vom Produzieren bis hin zur optischen Erscheinung, dem Herauspicken der wichtigsten und abgefahrensten Momente der Geschichte der Rockmusik in den letzten hundert Jahren.
Auf seinem neuen Album „Komplett Ready“ bedient sich Grillmaster Flash an allem, was er liebt und allem, was die beiden Vorgänger ebenfalls schon ausmachte, allerdings mit noch mehr Hingabe, Virtuosität, Liebe zum Detail und augenzwinkernden Referenzen. Eingängige Akkordfolgen und dicke Gitarren prangen über den Texten und alles ist irgendwie gleichzeitig besser gelaunt als früher und trotzdem viel melancholischer und nachdenklicher.
Gleich beim Opener und der ersten Single „Wo ich jetzt bin“ kann man das deutlich hören, denn hier schaut sich Grilli misstrauisch um und kommt schulterzuckend zu dem Schluss, dass sein DIY-Musikertum eben auch seinem Lifestyle entspricht und dann gräbt er weiter fröhlich in seinem eigenen künstlerischen Universum herum. Das ist Musik über Musik und hätte Grilli einen Stand auf einer Messe, dann auf seiner eigenen und auf der würde man Imitatoren jeglicher Prägung antreffen: Tom Petty, Bruce Springsteen und Bryan Adams gemeinsam mit allen Grand Hotel Van Cleef-Bands, aber alle in supercoolen neuen Versionen wie Cowboy oder Space-Typ. Jeder einzelnen Strophe, jedem Beat und jedem Refrain wurde sich bis zur letzten Sekunde kompositorisch gewidmet, das ist einfach offensichtlich und macht unheimlich viel Spaß.
Die zweite Single ist der Song „Actionfigur“; der ist für ein Publikum geschrieben, das Bock hat aufs Feiern und Mitgrölen. Ein Beat, der weder Körper noch Geist unbewegt lässt und dessen positive Jingle-Melodie sich direkt in die Seele bohrt. Textlich wirft Grilli hier einen kritischen Blick auf einen durch und durch selbstverliebten, überheblichen Charakter, dem es zur totalen Erfüllung nur noch an einem eigenen Spielzeugdenkmal fehlt. Was Live funktioniert und was nicht, konnte Grilli in den letzten Jahren auch als Tour-Support für Madsen, Kettcar und Thees Uhlmann erproben, wo es sicherlich die eine oder andere jutebeuteltragende Person im Publikum gab, die sich dachte: Wer ist dieser Grillmaster Flash und warum ist der so verdammt geil?
Photocredit: Benjamin Eichler