
Radio Hannover präsentiert:
Live und in Farbe – Sommerkonzerte 2021
FORTUNA EHRENFELD
Drei Platten, eine EP, ein französischsprachiges Album, hunderte Konzerte: Was Fortuna Ehrenfeld seit 2016 abgeliefert und erreicht haben, ist erstaunlich. Und es gibt einem Hoffnung. Denn eine Welt, in der eine so krude wie selbstbewusste Mischung aus Pop und Poesie, aus Tresen und Tanzfläche, aus Melancholie und angetäuschtem Dachschaden ein Publikum findet, kann so am Arsch dann doch wieder nicht sein. Die Fans des Trios haben sich vermehrt wie die Karnickel im Kölner Blücherpark, und das wird sich auch mit der neuen Platte „Die Rückkehr zur Normalität“ (VÖ 28.05.) nicht ändern.
Schon mit den Vorgängeralben „Hey Sexy“ und „Helm ab zum Gebet“ sowie den dazugehörigen Tourneen haben Fortuna Ehrenfeld ihr Revier abgesteckt und sich etabliert als Band, die so klingt wie keine andere. Das neue Album „Die Rückkehr zur Normalität“ ist die perfekte Musik zur Zeit. Beziehungsweise: Die perfekte Musik zur Zukunft. Wenn irgendwann der Sommer kommt, wenn die Euphorie steigt und die Inzidenz sinkt, dann ist diese Platte der Soundtrack, der das Corona-Vakuum füllt. Mit guter Laune. Mit gefährlichen Ohrwürmern. Und wie gewohnt mit ein bisschen Wahnsinn. Bestes Beispiel dafür: Der NDW-Schlager-Punk Hit „Die panamoralische Liebe“.
Martin Bechler, das wird auf diesem Album erneut deutlich, ist einer der beindruckendsten und eigenständigsten Texter, die sich auf deutschen Bühnen ans Mikro stellen. Als ob es das Leichteste der Welt wäre, reiht er Marmeladenwörter und Porzellansätze aneinander, pendelt zwischen Bananen, Banalem und Philosophischem und hat in jedem Song mindestens eine Falle eingebaut, die sich genau dann auftut, wenn man denkt, man hätte ihn und seinen lyrischen Shtick durchschaut. Bechler ist kein Sprachpanscher, sondern ein begnadeter Wortwinzer, der einen Cuvée herstellt aus Zutaten, die sich sonst keiner zusammenzubringen traut. Kein Wunder, dass Fortuna Ehrenfeld ihren eigenen Wein haben. Geheimwaffe und Tastenkönigin Jenny Thiele und Schlagzeuger und Elektronik Professor Jannis Knüpfer komplettieren das unschlagbare Trio.
Ein Album wie „Die Rückkehr zur Normalität“ muss man sich erst einmal trauen. Aber fehlender Mut war ja noch nie das Problem bei einer Band, deren Sänger sich im Schlafanzug und mit Bärentatzen auf die Bühne stellt. Bechler hat seine „Reisegruppe Seltsam“, die er vor vier Jahren für „Das letzte Kommando“ gegründet hat, inzwischen zur „Panamoralischen Liebe“ hochgeschraubt, die nach nicht weniger strebt, als nach der friedlichen Machtübernahme. Wofür genau? Das wisse er noch nicht, grinst er. Eines steht aber fest: Wenn Panorama und Amoral zusammenkommen, glitzert die reibungsvolle Patina von Fortuna Ehrenfeld mal wieder unverkennbar im Sonnenuntergang.
Photocredit: Michael Haegele
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