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„Ehrenvoll … Luis Ake“ Tour 2025
LUIS AKE
Drei geöffnete Hemdknöpfe, ein Dekolleté bis zum Solarplexus, gut geschnittener Zwirn am athletischen Leib – das ist der erste Eindruck von Luis Ake, einem Gegenwartskünstler, um den ein Haufen Fragen geistert. Hat er wirklich eine Maschine gebaut, die Liebe erzeugen kann? Ist er mit Krawattentuch und Siegelring in Wirklichkeit der neureiche Sohn eines württembergischen Adelsgeschlechts oder klaut er seine Sakkos aus der Garderobe einer Spielbank im Münchener Westen? Oder ist dieser mysteriöse Mann mit seiner Maskerade vielleicht der wahre Dandy unserer Gegenwart? Wenn er aus seinem Porsche-Oldtimer steigt, im Gesicht den Ausdruck gequälter Traurigkeit, ist zumindest eines klar: Sein Anzug sitzt perfekt und sein Leid ist echt.
Seine vollen Lippen, die schmalen Hüften und der verlorene Blick sprechen die Poesie seiner von Übertreibung und sentimentaler Affirmation geprägten Popmusik. Seine Posen von glamouröser Männlichkeit, vom Goldkettchen bis zur Krawatte, die schon im selben Augenblick von seiner nie verborgenen Verletzlichkeit gebrochen werden, die in jedem seiner Songs zu hören ist, geben der Phrase, dass es im Pop um mehr geht als um Musik, recht.
Sein Thema ist die Liebe. So lautet auch der Titel seines zweiten Albums „Liebe“. Schon wie das erste Album „Bitte lass mich frei“ wurde es sowohl als zeitgenössische Auslegung deutscher Popmusik gelobt als auch als neuer Schlager interpretiert – einig ist man sich darin, dass Luis Akes erste beiden Alben als Wegbereiter der Neue Neue Deutsche Welle gelten.
Angefangen hat Luis Ake in seinem Stuttgarter Kinderzimmer mit exzessivem Gitarrenspiel, das schon früh internationale Aufmerksamkeit erregte. Travis Scott, Kenrick Llamar und Kanye West bedienten sich an Samples des damals 19-Jährigen und verwendeten sie für ihre Songs (z. B. „goosebumps“). Doch seitdem ist aus dem jungen Talent ein Mann geworden, ein Künstler, der nicht nur für seine expressive Bühnenshow bekannt ist, sondern Ake ist auch als Remixer gefragt. Acts, die unterschiedlicher kaum sein könnten, wie Edwin Rosen, Saló und Roy Bianco & die Abbrunzati Boys baten Ake um Mixes ihrer Songs. Zusammen mit DANZIGER99 schrieb Ake den Song „regen“, der viral ging.
2023 erschien Luis Akes EP „Horse Trance – Melodien der Freiheit“. Mit zehn neuen Songs begründet Ake damit das Musikgenre des „Horse Trance“. Das ist Musik, die nicht nur als Neuinterpretation von Trance, D’n’B, House und Electro gelten muss, sondern trotz ihrer Tanzbarkeit Pop bleibt. Als hätte Ake den Clubsound der wiederkehrenden Nullerjahre auf die kitschige Pferdekoppel getrieben, mit der neuen Melodiösität der Sped-Up-Szene geimpft und zugleich seine Einflüsse aus Schlager und 80s-Wave nicht vergessen – „Horse Trance – Melodien der Freiheit“ ist eine beeindruckende Weiterführung seines letzten Albums, die zugleich neu ist und weit darüber hinausgeht, als EP wirkt das wie eine Abzweigung auf dem langen Weg seines außergewöhnlich eigenständigen Werks.
Photocredit: Hanna Fasching